Der alte Speicher – so sieht er von innen aus!
Der alte Speicher auf dem Gutshof-Gelände gegenüber dem Schloss beschäftigt mich schon seit einer ganzen Weile, er gehört zu meinen absoluten Lieblingsorten in der Stadt. Ich habe ein großes Faible für alte – oder gar historische – Gebäude. Es berührt mich, dass sie eine Verbindung zu vergangenen Zeiten herstellen und vermutlich spannende Geschichten erzählen könnten. Nun ergab es sich, dass ich mir den Bau von innen anschauen durfte. Und daran möchte ich euch heute teilhaben lassen. Ebenso wie an den Plänen, die es für dafür gibt. Also, kommt einfach mal mit!
Inhalt
Der alte Speicher und seine Geschichte
Gebaut wurde der Speicher Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände gegenüber dem Schloss, an dessen vorderster Stelle heute der Marstall steht. Der Speicher ersetzte eine alte Scheune, die durch ein Feuer zerstört worden war. Er war Teil des Wirtschaftshofes der Ahrensburger Gutsherren, mit Scheunen, Ställen und dem alten Gutshaus, das bis heute dort steht.
Pferdewagen und wilde Partys
Anfangs diente er als klassischer Getreidespeicher, die Pferdewagen konnten auf der rechten Seite des Gebäudes hineinfahren, um Getreide anzuliefern. Im kleinen Teich auf dem Hof reinigten sie ihre Räder. Später gab es dann verschiedene Nutzungs-Zwecke. Zuletzt von 1990 bis 2000 als Sitz der Jugendkulturinitiative, kurz Juki, die hier wilde Partys feierte. Zudem probten Bands in den Räumen. Zu den Erinnerungen der damaligen Juki-Mitglieder habe ich einen eigenen Beitrag in Planung, aber dazu später mehr.
So sieht es aktuell im Speicher aus
Seither steht der Speicher im Wesentlichen leer. Im Erdgeschoss lagern ein paar alte Möbel des Antiquitätenhändlers aus dem Gebäude gegenüber. Ansonsten sind die 1600 qm Fläche auf drei Etagen ungenutzt und der Zahn der Zeit nagt an dem denkmalgeschützten Bau. In den vergangenen Jahren entstanden – seitens der Stadt – zwar erste Ideen für eine neue Nutzung, bisher allerdings ohne konkretes Ergebnis. Das soll sich nun ändern. Aber nun erst einmal zum Ist-Zustand und einer kleinen Führung. Kay Renner, der verantwortliche Stadt-Planer war so nett, mir das Gebäude zu zeigen.
Das Erdgeschoss
Als ich den Backstein-Bau betrete, bin ich überrascht, wie kleinteilig und verwinkelt das Erdgeschoss gestaltet ist. Die Decken sind niedriger als man es von einem solchen Gebäude erwarten würde. Auf der hinteren Seite wurde im letzten Jahrhundert eine Betondecke eingezogen, vorn gibt es noch eine Holzbalkendecke. Da viele Fenster zugenagelt sind, ist es dunkel, wir bahnen uns den Weg durch die Lagerräume. Hinter ein paar Holzschränken, die offensichtlich mal Spinde in einer Schule waren, erahne ich noch eine Art Durchreiche. Ich nehme an, hier wurden bei Partys die Getränke verkauft.
Der alte Speicher: Die erste Etage
Die erste Etage des Gebäudes erreicht man im Moment nur über eine Leiter. Dort ist es gleich etwas heller. Hier ist die Aufteilung nicht ganz so kleinteilig. Es gibt zwei größere Räume und ein paar kleinere. Der Raum am hinteren Ende des Gebäudes beherbergt einfach nur große Rohre, die zu einem Heizsystem gehören. In diesem Raum ist die nachträglich-geschüttete Betondecke deutlich zu erkennen. Strom und Wasser gibt es aktuell übrigens nicht. Auch wenn sich hier und da noch ein altes Waschbecken findet.
Auf dem Weg nach oben
Graffiti-Künstler haben sich vereweigt, auch hier sind einige Fenster vernagelt. Im vorderen Bereich des Hauses stehen noch alte Holzpfeiler und leere Regale. Die Pfeiler und die Decke sind gut erhalten, trocken und frei von Schädlingen. Interessant: Während der Weg vom EG in den 1. Stock noch über eine Leiter führte, gibt es zwischen 1. und 2. Etage eine richtige Treppe. Und der Weg nach oben lohnt sich, denn hier kann ich am besten erahnen, welches Potential in dem Gebäude steckt.
Einblick und Ausblick – Das Obergeschoss des Speichers
Im obersten Stockwerk kann ich fast die komplette Etage auf einen Blick erfassen. Es gibt zwar ein paar Stellwände, aber ansonsten ist die Fläche nicht unterteilt. Im vorderen Bereich kann ich durch die Fenster bis zum Schloss sehen, die Backsteinwand in diesem Bereich sieht schon fast so aus, wie man sie in einem modernen Loft gern hat. Es gibt ein Riesen-Graffiti und die Decken sind zwar mit sogenannten Sauerkraut-Platten verkleidet aber schön hoch, sodass ein Gefühl von Weite entsteht.
Viel Potential: Die Zukunft des Speichers
Der Speicher hat definitiv Potential, es gäbe so viele Möglichkeiten, ihn zu nutzen. Ein paar Ideen dazu habe ich auch schon im Kopf. Die gute Nachricht: Er soll auf jeden Fall saniert werden, (Förder-)Gelder dazu sind schon bewilligt. Die Stadt Ahrensburg wird vermutlich bis Mitte des Jahres ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren durchführen. Das bedeutet: Jeder, der eine Idee in den Räumen des Speichers verwirklichen möchte, kann diese schriftlich einreichen. Die Ideen und Konzepte werden dann geprüft. Am Ende des Verfahrens steht die Sanierung und Gestaltung und sie wird auf die tatsächliche Nutzung abgestimmt sein.
Ich finde, das klingt richtig gut und hoffe vor allem, dass das Ganze einigermaßen zügig realisiert werden kann, damit das Gebäude nicht unnötig weiter verfällt.
Ideen und Konzepte ausdrücklich erwünscht
Schon im Februar 2020 haben Studenten der Hochschule Hannover einige spannende Ideen entwickelt, die Stadt hat unabhängig davon schon ein paar Ansätze auf ihre Praktikabilität überprüft. Sicher ist wohl, dass auf jeden Fall Gastronomie entstehen soll, also ein Restaurant oder etwas ähnliches. Doch für heute belasse ich es jetzt erstmal bei den Eindrücken aus dem Frühjahr 2021. In einem weiteren Beitrag geht ich dann ganz bald auf konkrete Ideen und das Interessenbekundungsverfahren ein.
Impressionen vor der Sanierung
Stadtplaner Kay Renner wünscht sich auf jeden Fall viele Ideen, die zu einer Revitalisierung beitragen. Die eingereichten Vorschläge müssen nicht perfekt sein, also keine Scheu! Wenn du etwas zur Wiederbelebung des Speichers beitragen möchtest, schreibe deine Gedanken auf und stelle sie der Stadt vor. Ich denke, ich werde das auch tun. In diesem Sinne: Hier noch ein paar Impressionen, wir lesen uns ganz bald wieder!
Perfekt für Pinterest:
4 thoughts on “Der alte Speicher – so sieht er von innen aus!”