Die Gottesbuden – Über 400 Jahre Wohnen für die Ärmsten

Die Gottesbuden – Über 400 Jahre Wohnen für die Ärmsten

Die Gottesbuden prägen das Stadtbild Ahrensburgs genauso wie das Schloss oder der Marstall. Touristen und Einheimische mögen die weißen Häuserreihen links und rechts der Schlosskirche, mit ihren grünen Klöntüren sehen sie idyllisch aus und sind ein beliebtes Fotomotiv.

Was viele nicht wissen: Seit über 400 Jahren leben in den kleinen Häuschen bedürftige Menschen, deren Dasein nicht ganz so idyllisch ist, wie die Buden auf den ersten Blick aussehen. Kürzlich durfte ich mir die Gottesbuden etwas genauer anschauen und habe viele Informationen rund um das Projekt bekommen. Aber von vorn.

Sozialer Wohnungsbau von 1594

Die nördliche Reihe der Gottesbuden in Ahrensburg im Jahr 1965 – Foto: Kreisarchiv Stormarn/Raimund Marfels
Die nördliche Reihe der Gottesbuden im Jahr 1965 – Foto: Kreisarchiv Stormarn/Raimund Marfels

Etwa zehn Jahre nachdem Schloss Ahrensburg fertiggestellt war, ließ Peter Rantzau die Schlosskirche mit den dazugehörigen Gottesbuden errichten. Die Kirche sollte als letzte Ruhestätte für seine Familie dienen, die Gottesbuden den Alten und Armen des Guts ein Zuhause bieten. Mithilfe einer Stiftung verfügte Rantzau auch über seinen Tod hinaus, dass hier 24 Menschen eine Unterkunft finden sollten.

Bis heute kümmert sich die Kirche darum, dass Rantzaus Wunsch umgesetzt wird. Inzwischen leben zwar nur noch 16 Menschen in den winzigen Häuschen, das Konzept ist aber gleich geblieben.

Führung entlang der Gottesbuden

Gottesbuden Ahrensburg, die Mittagsbude
Die Mittagsbude – Foto: Nicole Theinert

Im Rahmen des Ahrensburger Kultursonntags, bot die Kirchengemeinde kürzlich Führungen entlang der Gottesbuden an. Die Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann nahm sich Zeit, mir etwas zu den Buden und ihrer Geschichte zu erzählen. Ich durfte auch die Mittagsbude anschauen und die Bude, die den Bewohnern der Nordseite als Gemeinschaftsbad dient.

Jede Bude ist 16 qm klein, verfügt über eine kleine Küchenzeile und eine Toilette. Eine der Buden steht als Notfallbude zur Verfügung. „Hier können wir Menschen in einer akuten Notsituation vorübergehend unterbringen“, erzählt Angelika Doege-Baden-Rühlmann. „Zuletzt lebte hier jemand, den ich bei strömendem Regen im kleinen Park vor der Kirche angetroffen habe.“

Die Kirche hilft

Das gilt auch im Jahr 2023 und so suchen auch immer mal wieder Menschen in Not Zuflucht in, bzw. bei der Kirche. Während die Bewohner:innen der fest-vermieteten Buden unbefristet dort leben, bietet die Notfallbude aber wirklich nur eine vorübergehende Unterkunft.

Wenn 1 Euro noch zu viel für eine warme Mahlzeit ist

Mittagsbude, Gottesbuden Ahrensburg. Ein großer Esstisch mit Stühlen, dahinter ein Küchenschrank.
In der Mittagsbude bekommen Bedürftige für 1 Euro eine warme Mahlzeit

Die Mittagsbude besteht aus zwei zusammengelegten Buden und bietet so Platz für einen großen Tisch, an dem 10 Personen gemeinsam essen können. Darüber hinaus gibt es eine Kommode, ein Küchenbüfett und ein paar weitere Stühle. Ehrenamtliche Helfer:innen kümmern sich darum, dass Bedürftige hier jeden Mittag ein warmes Essen für den symbolischen Betrag von 1 Euro bekommen können.

Angelika Doege-Baden-Rühlmann erklärt: „Selbst dieses Angebot nehmen nicht alle an. Für manch eine:n stehen einfach andere Themen mehr im Mittelpunkt. Da hat ein Mittagessen keine Priorität“. Die Pastorin würde das Angebot gern noch um eine Teestube erweitern. Aktuell fehlen dafür allerdings die Mittel.

Gemeinschaftsbad für alle

Jede der kleinen Häuserreihen hat ein Gemeinschaftsbad, für das die Bewohner:innen auch gemeinschaftlich verantwortlich sind. Auch hier ist deutlich zu erkennen, dass viele andere Sorgen haben, als ein Bad zu putzen. Ein Foto mache ich deshalb nicht.

Denkmalschutz als Herausforderung

Gottesbuden Ahrensburg bemalte Frontseite
Schmierereien an der Straßenseite

Auch wenn die Gottesbuden auf den ersten Blick niedlich aussehen, gibt es doch immer wieder Renovierungsbdearf. Regelmäßig werden die Fassaden zur Straßenseite hin mit Schriftzügen beschmiert, die Farbe blättert teilweise ab.

Die Pastorin erklärt: „Wir können da leider nicht einfach mit beliebiger Farbe drüber malen. Die Buden stehen unter Denkmalschutz, deshalb müssen wir eine dänische Kalkfarbe verwenden, die nicht ganz so günstig ist. Und so dauert es manchmal etwas länger, bis wir Renovierungsmaßnahmen umsetzen können“.

Armut gibt es überall

Auch, wenn Ahrensburg ein beschauliches Städtchen ist, mit viel Grün und vielen, idyllischen Straßenzügen, gibt es auch hier Armut. Das wird natürlich nicht nur dadurch deutlich, dass es eine Einrichtung wie die Gottesbuden gibt. Viele soziale Projekte, wie z. B. auch die Tafel haben großen Zulauf.

Schön aber, dass es Menschen gibt, die sich kümmern und nicht wegschauen, sondern mit anpacken, wenn Hilfe gefragt ist. Sei es die Kirche oder ehrenamtliche Verbände und Vereine!

Hier kommen noch ein paar sommerliche Impressionen der Gottesbuden. Ich wünsche dir alles Gute, wir lesen uns!

Die südliche Reihe der Gottesbuden in Ahrensburg
Die südliche Reihe der Gottesbuden
Südliche Gottesbuden in Ahrensburg
Südliche Gottesbuden
Straßenansicht der Gottesbuden in Ahrensburg
Straßenansicht
Die Schlosskirche Ahrensburg und die Gottesbuden
Die Schlosskirche Ahrensburg und die Gottesbuden
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