Christian Hack: „Schule wird sich grundlegend verändern!“

Christian Hack: „Schule wird sich grundlegend verändern!“

Interview mit Christian Hack. Vor einiger Zeit durfte ich Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen der Selma Lagerlöf Schule bei den Vorbereitungen für ihre Schülerzeitung helfen. Im Rahmen eines Workshops erzählte ich ihnen etwas über journalistisches Arbeiten und begleitete die Entstehung der Zeitung. Zum Tag der offenen Tür erschien dann die Zeitung. Und nun darf ich ein paar Beiträge daraus veröffentlichen. Zum Auftakt gibt es ein Interview, das Mariam und Tomke mit Schulleiter Christian Hack führten. Los gehts!

Interview mit Christian Hack

Welche Herausforderungen bringt der Beruf des Schulleiters mit sich? Was sind die schönen Momente? Und was macht Christian Hack gern in seiner Freizeit? Mariam und Tomke haben ihren Schulleiter wirklich sehr ausführlich befragt. Im Folgenden findest du das Interview, ich habe es nur ganz minimal gekürzt.

Mariam & Tomke: Waren Sie gut in der Schule?

Christian Hack: Von den Noten her war das schon ganz in Ordnung. Ich habe mit einem Schnitt von 1,9 mein Abitur gemacht. Es gab Fächer, da war ich gut und auch Fächer, in denen ich weniger gut war.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen Schulleiter zu werden?

Christian Hack: Zuerst war der Wunsch da, Lehrer zu werden. Ich wollte gern mit jungen Menschen zusammenarbeiten, mit Schülern und Schülerinnen, und sie auf ihrem Bildungs- und Lebensweg begleiten. Ab 2007 war ich fast zehn Jahre Oberstufenleiter an der Cesar-Klein-Schule in Ratekau, so wie Frau Stenhüser bei uns hier.

Nach einer gewissen Zeit war die Frage da: Wie geht‘s auf meinem beruflichen Weg weiter? Ich habe mich dann entschieden, dass ich noch mehr Interesse habe, Schule zu gestalten und dazu beitragen möchte, Schule weiterzuentwickeln. Das kann man am ehesten schaffen, wenn man sich auf den Weg macht, Schulleiter zu werden. Zusammengefasst war und ist mein Ziel, für Schüler:innen möglichst gute Lernbedingungen zu schaffen.

Der Medienraum der SLG
Der Medienraum der SLG – Foto: Nicole Theinert

Was gefällt ihnen an der SLG am meisten?

Christian Hack: Ich finde, es gibt in der Schülerschaft, Lehrerschaft und auch mit den Eltern eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir sind insgesamt eine Gemeinschaft, in der jede*r so sein darf, wie er möchte und akzeptiert wird.

Wie lange arbeiten Sie schon als Schulleiter und welche Fächer unterrichten Sie?

Christian Hack: Seit 2017 arbeite ich als Schulleiter, an der SLG bin ich seit 2021. Ich unterrichte Geographie, Weltkunde und Religion.

Worauf sind Sie besonders stolz, was sie an der SLG bisher erreicht haben?

Christian Hack: Ich bin ja, im Vergleich zu meiner gesamten Dienstzeit, noch relativ neu hier. Daher kann ich noch nicht darauf zurückblicken, dass wir von mir angestoßene langfristige Ziele konkret umgesetzt haben. Was in der Zeit weiterentwickelt wurde, ist die Digitalisierung. Hier haben wir uns auf den Weg gemacht.

Außerdem ist die Arbeit an fächerübergreifenden Projekten, wie zum Beispiel „Selmas Projektzeit“ in Klassenstufe 7, von den Kolleg:innen neu auf den Weg gebracht worden. Dort werden Projekte mit Inhalten aus verschiedenen Fächern bearbeitet. Dadurch hat man nicht nur die gewohnten Fächer, sondern bekommt einen Blick auf Zusammenhänge über Fächergrenzen hinweg. Davon sollte es noch mehr geben.

Wir haben außerdem in den letzten Jahren, mit Hilfe von Herrn Balschun, eine weitere Partnerschule gewinnen können – in einem Vorort von Stockholm in Schweden. Das ist neben den Partnerschulen in Spanien und Frankreich eine dritte Partnerschaft. Das empfinde ich für eine Schule in Europa als sehr wichtig.

Wo haben sie gearbeitet, bevor sie an unsere Schule kamen?

Christian Hack: Ich war vorher vier Jahre lang in Trittau und davor war ich zehn Jahre lang in Ratekau an der Ostsee bei Lübeck. Angefangen habe ich als Lehrer in Wedel.

Um wie viel Uhr müssen sie immer in der Schule sein und wann haben Sie Feierabend?

Christian Hack: Ich bin morgens um 7:30 Uhr in der Schule. An den meisten Tagen bin ich bis 15 oder 16 Uhr hier. An manchen Tagen finden jedoch abends zusätzliche Sitzungen statt, z.B. vom Schulelternbeirat, die Schulkonferenz oder der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss der Stadt Ahrensburg. An einigen Tagen sind auch Sitzungen an anderen Orten, z.B. in Rendsburg oder Kiel, die den ganzen Tag lang andauern.

Was gefällt Ihnen an unserer Schule nicht ganz so gut?

Christian Hack: Ich vermisse einen großen Raum, in dem zum Beispiel bei Abschlussarbeiten oder Vergleichsarbeiten (VERA) viele Schüler:innen zusammen diese Arbeiten schreiben können, oder in dem am Nachmittag große Konferenzen stattfinden können. Wir haben zwar den Festsaal, aber dort können keine Klassenarbeiten geschrieben werden. Für Lehrerkonferenzen ist er ebenfalls nicht gut geeignet.

Insgesamt haben wir zu wenig Räumlichkeiten. Wir bräuchten mehr Differenzierungsräume.

Ich wünsche mir aber auch für die oberen Jahrgänge ab Klasse 10 einen Arbeits- und Aufenthaltsraum, in dem ihr Schüler in Ruhe arbeiten oder euch in Freistunden aufhalten könntet. Dieser Raum wäre dann in eurer Verantwortung, aber leider haben wir einen solchen nicht zur Verfügung.

Die Selma-Lagerlöf-Schule, kurz SLG – Foto: Nicole Theinert
Die Selma-Lagerlöf-Schule, kurz SLG – Foto: Nicole Theinert

Was machen Sie in ihrer Freizeit?

Christian Hack: Ich lese und verreise gerne. Ansonsten verbringe ich Zeit mit meiner Familie oder im Garten. Im Haus gibt es auch immer viel tun. Ich höre aber auch gerne Musik, gehe zu Konzerten und mag es zu kochen.

Was ist das Schönste und das Traurigste, das Ihnen an dieser Schule passiert ist?

Christian Hack: Es gibt nicht den einen Moment, der als „der Schönste“ in Erinnerung ist. Wenn Schülerinnen und Schüler über sich hinauswachsen, z.B. wenn jemand beim Adventsnachmittag auf die Bühne geht und eine Performance abliefert, die großartig ist, ist das sehr schön. Diesen Moment des Gelingens mitzuerleben, bereitet mir große Freude.

Und auch beim „Traurigsten“ gibt es nicht den einen Moment. Aber traurige Momente sind es für mich, wenn ich Schüler:innen mitteilen muss, dass sie ihren Abschluss nicht bestanden haben. Da ich immer Vorsitzender der Prüfungskommission bin, ist das jedoch auch eine meiner Aufgaben.

Was ich auch sehr traurig finde, sind Momente, in denen ich vom Schulgesetz Gebrauch machen muss und Schüler:innen nach Hause schicken muss, weil es ein Vorfall gegeben hat. Das macht mich schon traurig, da die Schüler:innen dann keine andere Lösung gefunden haben und zu Mitteln gegriffen haben, die nicht ok sind.

Was ist ihnen für unsere Schule wichtig?

Christian Hack: Mir ist wichtig, dass die Schüler:innen sich wohlfühlen und dass sie merken, dass sich hier ein Team von Lehrkräften, Sozialpädagogen und anderen Menschen, die an dieser Schule arbeiten, sehr anstrengt und das Ziel verfolgt, jedem den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen und jeden auf seinem Bildungs- und Erziehungsweg begleiten möchte. Alle Schüler:innen der SLG sollen erleben, dass sie so sein dürfen, wie sie sind und dass ihre Mitschüler:innen sie so akzeptieren und mögen, wie sie sind.

Was wollen sie erreichen, welche Ziele haben Sie für die SLG?

Christian Hack: Ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen, als Schule noch besser zu werden. Ich hatte vorhin davon gesprochen, dass wir uns bereits als Schulteam und große Gemeinschaft sehen. Hier haben wir schon viel erreicht.

Gleichzeitig fällt mir auf, dass uns ein „Schulspirit“ fehlt. Was genau macht uns eigentlich aus? Ist es unsere Namensgeberin, Selma Lagerlöf oder ist es die Art und Weise, wie wir den Unterricht machen? Ich glaube, es gibt viele gute Bausteine, aber die sind nicht jedem bewusst.

Ich würde gern erreichen, dass sich die Schüler*innen und Lehrkräfte der SLG über Grundwerte einig sind: eine demokratische Grundstruktur, Toleranz anderen Menschen gegenüber, die Chance zu Lernen und aus seinem Leben etwas zu machen. All das vermittelt unsere Schule. Wenn das mehr ins Bewusstsein käme, wäre ich dankbar.

Christian Hack: „Es gibt große Herausforderungen, aber auch große Chancen“

Christian Hack: Viele Ziele für die SLG hängen jedoch mit Geld zusammen oder mit baulichen Maßnahmen. Es ist oft nicht einfach, mit der Stadt Ahrensburg in Verhandlung zu treten und Veränderungen auf den Weg zu bringen. Insofern bin ich etwas zurückhaltend, dass wir bedeutende bauliche Veränderungen erwarten können. Grundsätzlich erwarte ich, dass sich die Schule in den nächsten Jahren deutlich verändern wird. Es gibt große Herausforderungen, aber auch große Chancen, die auch uns hier an der SLG beschäftigen werden. Fragen, auf die wir Antworten finden müssen, sind unter anderem:

  • Wie wird es mit digitalen Medien und der Einbindung von Tabletts in den Unterricht weitergehen?
  • Welche Folgen wird es haben, dass wir alle, also Lehrerkräfte und Schüler:innen, Zugang zu künstlicher Intelligenz haben? Sind zum Beispiel Hausaufgaben dann noch sinnvoll?

Wir müssen die Schule verändern und weiterentwickeln. Auch die Bewertung ist zu überdenken: Wie kann man zukünftig Leistung gerecht bewerten?

Welche Bücher lesen sie gern?

Christian Hack: Ich bin ein Vielleser. Ich mag ganz gern skandinavische Krimis. Eine gewisse Vorliebe habe ich für Romane, in denen in die Zukunft geblickt wird. Meist sind das Dystopien, also eher kritische Zukunftsvision, in denen die Entwicklung nicht besonders positiv ist.

Ich lese solche Bücher gern, weil ich es spannend finde, wie Autor:innen sich die Zukunft ausmalen und ich hoffe, dass wir vernünftiger sind und überlegen, was wir machen können, damit es nicht so wird.

Christian Hack, Leiter der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule Ahrensburg – Foto: Nicole Theinert
Christian Hack mit der Schülerzeitung, in der das Interview erschienen ist – Foto: Nicole Theinert

Was kochen sie gern?

Christian Hack: Gern Gerichte aus der asiatischen Küche oder Gerichte, die ich im Urlaub in Südtirol oder Italien kennengelernt habe.

Was war ihr Traumberuf als Kind?

Christian Hack: Ich hatte eine Zeit lang die Idee Tischler zu werden.

Was würden sie tun, wenn sie morgen im Lotto gewinnen?

Christian Hack: Ich glaube, ich würde mir den Betrag ansehen und überlegen, wie man ihn sinnvoll aufteilen kann. Ein Teil wäre als Sicherheit für die Zeit gut, wenn ich nicht mehr arbeiten würde. Einen Teil des Geldes würde ich der Stiftung Zukunftsfähigkeit zur Verfügung stellen. Diese kümmert sich um Fragen zum Klimawandel und unterstützt die Suche nach Lösungen für nachhaltiges Handeln.

Was haben sie sich für dieses neue Jahr vorgenommen?

Christian Hack: Ich möchte mehr Gitarre spielen.

SLG – Schülerzeitung der Selma-Lagerlöf-Schule 2024
SLG – Schülerzeitung der Selma-Lagerlöf-Schule 2024
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