Ist das Kunst oder kann das weg? Der Muschelläufer

Ist das Kunst oder kann das weg? Der Muschelläufer

Er ist jung, vielleicht Mitte, Ende 20. Das blonde Haar streng nach hinten gekämmt, feine Gesichtszüge, buschige Brauen über den nachdenklich in die Ferne schweifenden Augen. Kein schlechter Typ und doch hassen ihn viele Ahrensburger aus tiefster Seele. Den Muschelläufer, diese etwas seltsame Skulptur, die seit 2005 im Zentrum der Stadt steht. Auf dem Rondeel, dem gefühlten Zentrum des Ortes, an dem mehrere Straßen sternförmig aufeinandertreffen und an dem man sich so wunderbar auf einen Kaffee niederlassen kann.

Der Gedanke hinter dem Muschelläufer

Der Muschelläufer auf dem Rondeel in Ahrensburg – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer auf dem Rondeel – Foto: Nicole Stroschein

Martin Wolke ist der Name des Künstlers, der die Skulptur aus Fiberglas entwarf und anfertigte. Auf seiner Homepage erklärt er zum Muschelläufer:

„… Die Muschel präsentiert sich im Hinblick auf die städtische Vergangenheit des ehemals verkehrsbelasteten Rondeels als Symbol für ein verlassenes Heim, zugleich ist sie auch eine Herberge für neues Leben. Der Muschelläufer unterstützt die aktive Rolle der Stadtmitte als Treffpunkt und fördert das Rondeel als kommunikative Plattform, über deren Grenzen in die Stadt hinaus. Als Relikt und Vision zugleich avanciert der Muschelläufer zu einer Schnittstelle, zwischen Vergangenheit und Zukunft vertritt er die gesellschaftliche Öffentlichkeit.“

Klingt wichtig, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich Herrn Wolke richtig verstehe. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als das Rondeel kein Platz mit Cafés war, sondern eine ganz normale Durchfahrtsstraße. Die Umwandlung zur Fußgängerzone und somit einem Treffpunkt für die Menschen der Stadt als Symbol für ein verlassenes Heim? Wie jetzt? Herberge für neues Leben? Schon eher. Kommunikation auch und zwar auf mindestens zwei Ebenen.

Natürlich fördert es die Kommunikation, wenn sich die Menschen hier auf einen Kaffee treffen, sich gemütlich hinsetzen und ihre Zeit hier verbringen. Auf der anderen Seite hat der Muschelläufer auch die Kommunikation in der Stadt angefeuert. Seit es ihn gibt, diskutieren Ahrensburger darüber, ob er ein Schandfleck ist oder ein attraktiver Hingucker. Frei nach dem beliebten Motto:

„Ist das Kunst oder kann das weg?“

Auch eine Form der Kommunikation. Die Diskussion wurde und wird bis heute sehr hitzig geführt, fast schon erbittert. Es gab Anschläge auf den Muschelmann, im Gespräch war auch, ihn an einen anderen Platz im Ort zu schaffen. Bis heute, immerhin 12 Jahre nach seiner Errichtung, steht er jedoch ganz ungerührt auf dem Rondeel. Viele Kinder sind schon auf ihm herumgeklettert, auch meine eigenen. Irgendwie gehört er inzwischen dazu.

Wie ich selbst ihn finde? Nun, es gibt schönere Skulpturen und Denkmäler. Weder die Erscheinung, noch das Material, das der Künstler gewählt hat, sprechen mich an. Es ist mir zu künstlich. Nun, da ich mir die Bilder anschaue, muss ich allerdings sagen, dass ich sein Gesicht irgendwie mag. Es ist hübsch und man möchte ihn fragen, ob es ihm gut geht. Der Kerl hat ja auch schon einiges mitgemacht. Ich kann damit leben, wenn er bleibt wo er ist. Wenn ich stattdessen einen Wunsch frei hätte, würde ich mir ein anderes Rathaus wünschen. Aber das ist wohl ein anderes Thema 😉

An dieser Stelle lasse ich ihn einfach mal für sich selbst sprechen. In Bildern. Irgendwie habe ich das Gefühl, er möchte uns etwas sagen, was meint ihr?

Der Muschelläufer von Ahrensburg – Foto: Nicole Stroschein
Nachdenklicher Blick – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer auf dem Rondeel in Ahrensburg – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer von hinten – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer – Foto: Nicole Stroschein
Verletzt? Die Hand des Muschelläufers – Foto: Nicole Stroschein
Verletzt? – Foto: Nicole Stroschein
Der Muschelläufer auf dem Rondeel in Ahrensburg – Foto: Nicole Stroschein
Rondeel und Muschelläufer – Foto: Nicole Stroschein
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